Seit einiger Zeit fragt mich mein Smartphone sinnige Dinge. Ob ich das Glück treffe, ist nur eine. Wer mein Frühstück heute zubereitet hat oder in welches Land ich gehen würde, wenn ich denn müsste, einige andere.
„XRCS“ heißt die App, die das fragt. Entwickelt von der Landeskirche Hannovers im Rahmen des Themenjahres „Zeit für Freiräume“, stellt die App mir jeden Tag – auch mehrmals, wenn ich das will – inspirierende Fragen. Und weil ich das spontane Antworten gar nicht so einfach finde (darüber habe ich hier schon mal geschrieben), versuche ich jetzt mal, über einzelne Fragen zu bloggen.
Was ist das, Glück?
Glück assoziiere ich gleich mit Glücksklee, daher ist seine Farbe ein saftiges Grün. Und mit Hans im Glück. Und eigentlich ist Glück etwas, das einem zufällig in die Hände fällt: Ein Lottogewinn, eine zufällige Begegnung, ein vermiedener Unfall. Nichts, das ich bestimmen kann.
Und dann kann man auch noch ein „glückliches Leben“ führen, „Glück in der Liebe“ haben oder glücklich sein. Hier stellt Glück also das Gegenteil von Traurigkeit dar: Zufriedenheit, Harmonie, Liebe.
Lasse ich mein Glück zu? Bin ich offen dafür, bin ich aufmerksam, bin ich bereit? Und letztlich: Bin ich zufrieden?
Fragen, die sich gar nicht so leicht beantworten lassen. Ich muss schon tief in mich hineinhorchen. Grundsätzlich fühle ich mich glücklich. Natürlich gibt es immer ein paar Baustellen. Die Frage, die für mich aber hinter steht: Welche Themen unterdrücke ich? Welche Hobbys, Freundinnen, Aktivitäten vernachlässige ich, weil ich sie gerade nicht auf dem Schirm habe?
Sehnsucht tief in mir
Ein Beispiel dafür ist in meinem Leben die Musik. Immer schon machte ich gerne Musik, sang in einem Chor oder lernte ein Instrument. Seit fast 10 Jahren habe ich das vernachlässigt. Damals nahm ich Kirchenorgelunterricht und sang in einem kleinen Chor. Dann starb meine Lehrerin bzw. Chorloeiterin ziemlich überraschend schnell an Krebs.
Anschließend sang ich noch eine Weile bei einem anderen Chorleiter weiter, aber es war nicht mehr dasselbe. Schließlich lernte ich meinen Mann kennen, zog um – und es war erst einmal vorbei mit der Musik (das ist eine rein zeitliche Komponente! 😉 ). Ein paar zeitlich begrenzte Chorprojekte, sehnsuchtsvolles Musikhören oder Konzertbesuche – das war’s.
Bis ich neulich merkte: Da fehlt etwas. Ich holte die Gitarre hervor und stimmte sie. Ich organisierte mir ein digitales Piano. Ich suchte bei meinen Eltern meine alten Klavier- und Orgelnoten. Und: WOW. Ich fühle mich erfüllt.
Wie konnte ich bloß 10 Jahre leben, ohne selber Musik zu machen?, fragte ich mich. Bisher übe ich seitdem selber vor mich hin. Vielleicht nehme ich ja eines Tages wieder Unterricht. Aber die Möglichkeit, mich einfach hinzusetzen und zu spielen, die habe ich jetzt, und es ist eine Art „nach Hause kommen“.
Das ist tatsächlich Glück – inneres Glück, eine ganz große Zufriedenheit. So ähnlich, wie wenn ich wieder am Meer stehe. Und merke: Das hat gefehlt.
Meine Antwort auf die Frage lautet also: Ja – aber ich muss(te) mir manchmal erst der Lücke bewusst werden. Wenn ich mich dann darauf einlasse, treffe ich das Glück.
Wer sagt was?