[Buchbesprechung] Die Hure und der Spielmann

Irgendwie schön: "Die Hure und der Spielmann"Ein historischer Roman, der zufällig bei mir landete: „Stockholm“, las ich auf dem Rückentext und „Dreißigjähriger Krieg“. Nach einigen Seiten hatte ich mich festgelesen…

Zwischen Schweden und Böhmen

Hauptfigur des Buches ist Kristina, eine junge und rebellische Schwedin, die nicht zwangsverheiratet werden möchte. Sie flieht 1618 aus Stockholm, aber schon auf der Ostsee geraten ihre Pläne, sich zur Tante nach Böhmen durchzuschlagen, ins Wanken. Nach einem Überfall durch Piraten gerät sie in Gefangenschaft und wird irgendwo an der deutschen Küste an einen Bauern verkauft.

Zweite handelnde Person ist der junge Tonda, der in Prag aufwächst und durch seinen Stiefvater viel Leid ertragen muss. Durch einen evangelischen Mönch lernt er viel, muss später allerdings einsehen, dass dieser sich nur zu Bekehrungszwecken als evangelisch ausgegeben hat. Die Jesuiten, zu denen er gehört, versuchen mit aller Macht, die Menschen wieder zum katholischen Glauben zu bekehren.

Glaubenskriege und persönliche Konflikte

Ein Streit, der nicht nur das gesamte Buch durchzieht, sondern auch Europa während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges beherrschte. Jeder kämpfte gegen jeden, es ging nur ums Überleben – allerdings verbunden mit der Frage nach der „richtigen“ Konfession. Und das konnte heute die eine, morgen die andere sein. Unvorstellbar, wie viele Menschenleben dafür geopfert wurden und wie wenig ein einzelner Mensch zu jener Zeit galt.

Kristinas Bruder Erik ist Jahre später als Soldat auf der Suche nach seiner Schwester und findet ihr Tagebuch. So begibt er sich auf die Spurensuche.

Kristina selber durchzieht halb Europa, verdingt sich als Hure einiger Feldherren, bevor sie Tonda kennenlernt. Dieser, inzwischen ein Jesuitenpater, darf sich allerdings nicht auf Kristina einlassen. Doch natürlich kommt es anders…

Die gruselige Teufelsfigur auf dem Cover rührt übrigens daher, dass der Teufelsglaube zu dieser Zeit sehr verbreitet war. Andererseits nutzt Tonda als Mönch nicht nur seine Panflöte spielt, sondern auch Kasperlefiguren (darunter einen Engel, aber eben auch einen Teufel), um dem Volk zu predigen.

Mein Fazit

„Die Hure und der Spielmann“ empfehle ich allen, die sich für historische Romane und das Thema Religionskriege interessieren. In verständlicher Sprache geschrieben, vermittelt es einen (teilweise drastischen) Einblick in das Leben der Menschen in Deutschland von 400 Jahren. Trotzdem liest es sich gut, ist spannend und durch den Perspektivwechsel der Hauptfiguren wirklich abwechslungsreich.

Daher: Daumen hoch für einen gelungenen Schmöker!

Thomas Ziebula, Die Hure und der Spielmann. Bastei Lübbe TB 2014.

 

 

[Buchbesprechung] Amy Tan: Das Kurtisanenhaus

Ein prächtiger, bunter historischer Roman, der in China vor 100 Jahren spielt. Lange schon liegt dieses Buch auf meinem „Das will ich noch besprechen!“-Stapel. Und zwar, weil es mir so gut gefiel – und nicht, weil ich es langweilig fand!

Das Mädchen Violet wächst in einem luxuriösen Kurtisanenhaus ihrer amerikanischen Mutter in Shanghai auf. Die bunte Welt fasziniert das Mädchen, treffen hier doch sowohl Chinesen als auch westliche Besucher und Bewohner aufeinander. Im Salon wird diskutiert, es werden Politik und Geschäfte gemacht – und natürlich tragen auch Kurtisanen zur Unterhaltung bei.

Violet, ein sehr eigensinniges und selbstbewusstes Mädchen, nimmt diese Welt als selbstverständlich hin und bewegt sich natürlich in ihr. Selbst sieht sie sich als Amerikanerin. Continue reading [Buchbesprechung] Amy Tan: Das Kurtisanenhaus

[Buchtipp] Styleguide Berlin

Berlin, Shoppen, Retro und Design: Wenn bei diesen vier Worten auch eure Augen leuchten, habe ich heute einen besonderen Buchtipp für euch! Und zwar den styleguide Berlin von National Geographic.

Bei meinem letzten Besuch in Berlin im Mai zur re:publica14 gönnte ich mir anschließend noch drei nette Tage. Mein Mann reiste ebenfalls dazu, und wir schlenderten gemeinsam durch Schöneberg, Prenzlauer Berg und Friedrichshain. Immer auf der Suche nach netten Läden, die Retroschick anbieten oder Design verheißen.

Auf einer unserer Stadtspaziergänge machten wir Halt bei „Schwesterherz„, einem Laden für Papier, Deko und Wohnaccessoires. In einer Ecke lädt ein Kaffeetresen zum Verweilen ein, und das nutzen wir selbstverständlich.

Styleguide Berlin | irgendwieschoen.de

Könnt ihr es schon sehen? Unten links im Bild: Der Styleguide Berlin! Beim Schwesterherz entdeckten wir das Buch nämlich. Nicht ohne Grund: Die Inhaberin des Ladens, Ellen Teschendorf, schrieb das Buch – und verkauft es daher natürlich auch mit Freude!

Aus der Styleguide-Reihe gibt es bisher zwei andere Titel: New York und London. Diese kauften wir uns schon vor ein paar Monaten, weil das Layout, die Aufmachung und natürlich die vorgestellten Locations total gefielen. Leider sind zwar keine Reisen in diese Destinationen geplant, aber toll sind die Bücher trotzdem. Und man weiß ja nie…!

Styleguide Berlin | irgendwieschoen.de

Und nun auch Berlin! Als wir das Buch sahen, war klar: das brauchen wir auch für unsere Sammlung – und Berlin ist eine Stadt, in der wir öfter und gerne sind!
Das Tolle am Buch: Nach Stadtteilen sortiert findet ihr eine großartige Auswahl an Cafés, Shops, Restaurants, aber auch Museen und anderen Sehenswürdigkeiten. Das geht aber über das hinaus, was ihr im „normalen“ Reiseführer findet. Hier werden wirklich kleine Läden vorgestellt, die man sonst vielleicht übersieht.

Eine Übersichtskarte vereinfacht die Orientierung, und einzelne Touren helfen, einen Spaziergang im Kiez zu planen.

Styleguide Berlin | irgendwieschoen.de

Besonders spricht mich an der Styleguide-Reihe außerdem das Layout und die Gestaltung der Bücher an. Ziemlich dickes, fast packpapierähnliches Papier, ein stabiler Pappeinband mit Gummiband und eine strapazierfähige Fadenheftung machen das Buch zu einem Begleiter, der auch die Tour im Rucksack nicht krumm nimmt.

Styleguide Berlin | irgendwieschoen.de

Petra Albert steuerte die Bilder zum Styleguide Berlin bei: Raffinierte Details und Einblicke machen das Buch fast zum Bildband, so toll sind die Fotos! Ein Sammlerobjekt auf alle Fälle!

Zum Schluss noch zwei Cafétipps, den sogar zwei unserer Lieblingscafés in Schöneberg enthält der Styleguide: Das „Sorgenfrei“ und „Mamsell„, beide in der Goltzstraße.

Styleguide Berlin | irgendwieschoen.deWährend das „Sorgenfrei“ im Stil der 1950er und 1960er Jahre eingerichtet ist und die dort gezeigte Auswahl auch verkauft, besticht „Mamsell“ durch eine ausgezeichnete Schokoladen-, Torten- und „Kalter-Hund“-Auswahl. Auch hier stöbert es sich im Hinterzimmer ausgezeichnet (u.a. Geschirr und Porzellan, Deko, Papier). In beiden Cafés lohnt sich der Kaffee sehr, und man sitzt ruhig und verweilt gerne eine längere Weile.

Eine klare Leseempfehlung also für den Styleguide Berlin – zum Mitnehmen, Stöbern und Sammeln wunderbarste geeignet! Auf weitere Bände bin ich gespannt…!

Disclaimer: Ich bespreche dieses Buch allein aus Überzeugung und habe keine Unterstützung vom Verlag erhalten.

[Buchbesprechung] Norbert Leithold: Herrliche Zeiten

Buchbesprechung | irgendwieschoen.deBerlin-Wannsee am Vorabend des zweiten Weltkrieges: Die reiche Fabrikantenfamilie Kypscholl sieht der Zukunft gelassen entgegen.

Der selbstgefällige Vater, weil er sich mit seinem Rasierapperatewerk sicher wähnt, die Mutter Elisabeth, Künstlerin, weil sie etwas naiv ist. Sohn Otto möchte Maler werden, wird von seinem Vater allerdings in die Wehrmacht gezwungen. Tochter Anna arbeitet als überzeugte Rassenbiologin und lebt mit Siegfried zusammen, der sie gerne heiraten möchte.

Während des Krieges arbeitet Otto innerhalb der Armee als Fachmann für Kunst und ist zuständig für die Beschlagnahmung von Kunstwerken in besetzten Gebieten. Heimlich schafft er einige zur Seite, um sich Vorteile (und Geld) zu verschaffen. Continue reading [Buchbesprechung] Norbert Leithold: Herrliche Zeiten