„Für alle Liebhaber von Downton Abbey!“ – Kennt ihr solche Empfehlungen auch? Auf Büchern oder bei TV-Tipps liest man so etwas immer wieder. HEUTE allerdings muss ich für „Die Tuchvilla“ sagen: Es stimmt!
Lange habe ich mich nicht mehr so schnell festgesaugt in einem Roman, mich lange nicht mehr so schnell fesseln lassen. Zugegeben: Ich liebe historische Romane, egal aus welchem Zeitalter.
Und ich mag Lebens-Geschichten, also biografisch angehauchte Bücher. Und ja, ein gewisser Kitschalarm lässt sich bei den meisten historischen Romanen auch nicht leugnen.
Doch die „Tuchvilla“ hatte für mich von allem, was es braucht, etwas:
- eine beeindruckende Hauptfigur: Marie, Waisenkind, weiß kaum etwas über ihre Eltern
- ein strahlendes Setting: Die Tuchvilla gehört dem Fabrikanten Johann Melzer, der in Augsburg Stoffe herstellt. Ähnlich wie in Downton Abbey gibt es die Herrschaft und die Dienstboten-Ebene mit jeweils all ihren Schicksalen und Verkettungen miteinander. Die Villa selbst ist dabei Dreh- und Angelpunkt
- eine breite Palette von Gefühl und Emotion: Drama und Leidenschaft, (un)glückliche Liebe und Schicksal, Streit und Versöhnung, Glanz und Gloria – das alles gehört natürlich auch zur „Tuchvilla“
Worum geht es?
Wir befinden uns in Augsburg im Jahr 1913. Die junge Waise Marie tritt als Küchenmädchen ihre Stellung in der Tuchvilla der Familie Melzer an. Dazu hat sie eigentlich keine Lust und tritt recht selbstbewusst auf. Doch je besser sie die Familie und auch die anderen Angestellten kennen lernt, desto wohler fühlt sie sich.
Johann und Alicia Melzer haben drei fast erwachsene Kinder: Sohn Paul und die Töchter Katharina und Elisabeth. Paul muss Rechtswissenschaften studieren, wozu er eigentlich keine Lust hat. Katharinas Gesundheit ist angeschlagen, sie malt leidenschaftlich gerne und findet in Marie erstmals eine Freundin, die sie und ihre Kunst versteht. Elisabeth fühlt sich als fünftes Rad am Wagen und hofft eigentlich darauf, standesgemäß zu heiraten.
Ihr Vater Johann schlägt sich mit Problemen in der Tuchfabrik: Personal und Lieferbedingungen, Produktionsprobleme oder Streit. Sein Sohn Paul war ihm bisher keine große Hilfe, doch das soll sich ändern.
Marie beginnt, sich für ihre eigene Vergangenheit zu interessieren und findet heraus: Es gibt Verbindungen zur Familie Melzer. Das Motiv „dunkles Geheimnis“ taucht also auch hier auf…
Kurz vor dem ersten Weltkrieg ist die Welt noch in Ordnung: rauschende Feste, kulturelle Veranstaltungen und fröhliche Weihnachtsfeiern ohne Mangel prägen das Leben. Am Ende des ersten Bandes scheinen auch die Kinder – und Marie – einer glücklichen Zukunft entgegen zu sehen.
Der zweite Band, „Die Töchter der Tuchvilla“, schildert schließlich eindrücklich die Schrecken und Entbehrungen während des Krieges ab 1918. Dieser wirkt sich sowohl auf die Familie selber aus, als auch auf die Fabrik und die Möglichkeiten, sich weiterhin über Wasser zu halten.
Ich will nicht zu viel vorweg nehmen. Aber obwohl der zweite Band einen ganz anderen Duktus hat und vom Kriegsthema bestimmt ist, schließt er sich vortrefflich an den ersten Band an.
Wer hat die „Tuchvilla“ geschrieben?
Anne Jacobs – der Name ist ein Peudonym. Dahinter steckt eine Autorin von bereits einigen anderen (auch historischen) Romanen. Ich finde: leicht aber gut geschrieben; daher zieht mich die Autorin in ihren Bann! Worauf ich mich am meisten freue: Es wird einen dritten Band geben!
Leseempfehlung?!
Auf jeden Fall! Und das trotz der teilweise gravierenden Parallelen zu Geschichte von Downton Abbey. 😉 Ich habe die beiden Bücher innerhalb einer Woche verschlungen und in jeder freien Minute gelesen.
Und um mal Sternchen zu vergeben: Ganz klar fünf von fünf! ⭐⭐⭐⭐⭐
Anne Jacobs:
Die Tuchvilla. Blanvalet 2014.
Die Töchter der Tuchvilla. Blanvalet 2015.
Disclaimer: Meine Meinung zu diesen Büchern kamen ohne geschäfltiche Verbindungen zu Verlag oder Autorin zustande, ich habe die Bücher selbst gekauft und selbst gelesen. 🙂