Welche Autoren gefielen euch als Kinder am besten, welche Bücher waren der Hit? In dieser neuen Rubrik stelle ich euch meine ganz persönlichen Favoriten vor.
Die Norwegerin Berte Bratt schrieb zahlreiche Mädchenbücher und gehört auch in Deutschland zu den bekannten Kinderbuchautorinnen. Eine meiner liebsten und nicht so bekannten Reihen, die aus drei Büchern besteht, stelle ich euch heute vor: „Anne“, geschrieben Mitte der 1950er Jahre.
Berte Bratt hieß eigentlich Annik Saxegaard, wurde1905 geboren und lebte ab 1958 in Kiel, wo sie 1990 starb. Sie nutze verschiedene Pseudonyme und schrieb insgesamt ca. 80 Bücher. Weitere Details findet ihr auf der Wikipedia-Seite.
Wovon handeln die Bücher?
Das Mädchen Anne wächst auf einem einsamen Hof auf, der abgelegen an einem Fjord liegt. Während die Mutter und die älteren Geschwister den Hof bewirtschaften, ist Nesthäkchen Anne ein Bücherwurm und lernt hingebungsvoll gerne.
Durch die Vermittlung einer Bekannten darf Anne nach der Volksschule weiterlernen und schließlich die Oberstufe in Oslo besuchen. Als Ausgleich soll sie als Kindermädchen einspringen und ein paar Haushaltsarbeiten erledigen.
Da die Handlung in den 1950er Jahren spielt und Anne vom Land kommt, staunt sie über fließendes Wasser und elektrischen Strom. Mehr als eine Handvoll Menschen im Dorf hat sie nie zusammen gesehen, daher muss sie sich an die Großstadt erst gewöhnen.
In der neuen Schule trifft Anne an ihrem ersten Tag Jess, ebenfalls an seinem ersten Tag. Er ist Musiker und Sohn eines bekannten Konzertmeisters. Jess ist eigentlich das genaue Gegenteil von Anne: offen, weltmännisch, kreativ und stürmisch.
Die verschlossene Anne bewundert ihn, und ist gleichzeitig durch ihre guten Schulkenntnisse eine gute Stütze für die etwas chaotischen Schulkenntnisse von Jess. Der bringt sie als Ausgleich mit nach Hause oder unternimmt etwas mit ihr.
Die beiden verlieben sich ineinander, aber Anne muss auch die Zähne zusammenbeißen. Geldsorgen, Eifersucht auf andere Mädchen und die hohen Schulanforderungen machen ihr das Leben schwer. Aber natürlich geht alles gut aus…
Die beiden weiteren Bände erzählen von Annes und Jess‘ weiteren Lebensweg.
Was begeisterte mich an den Anne-Büchern?
- Anne ist klug, musikalisch, fleißig und ein eher stilles Mädchen. Das Beobachten liegt ihr näher als das Plappern. Trotzdem geht sie entschlossen ihren Weg und begegnet Neuem aufgeschlossen und neugierig. Manchmal scheint ihre Art zwar etwas naiv, aber durch ihre freundliche Art helfen ihr die Menschen gerne weiter. Anne ist ein positiver Mensch, und das mochte ich an ihr.
- In Annes eher ruhigeren Art fand ich mich sehr wieder. Auch mir waren als Kind (und so ist es heute teilweise auch noch) viele laute Menschen eher suspekt. So wie Anne die Menschen in ihrer Umgebung beobachtet, ihre Art studiert und vielleicht heimlich bewundert, fühlte ich mich auch. Dazu kam: Anne kriegte es immer hin, trotzdem sympathisch zu bleiben und voller Freude durchs Leben zu gehen.
- Die Beschreibung der Heimat von Anne auf dem einsamen Hof über dem Fjord, die raue norwegische Landschaft im Fjell, die steilen Klippen und das einfache Landleben lösen in mir ganz viel Skandinaviensehnsucht aus. Ähnlich wie die Prärie in der Serie „Unsere kleine Farm“ spüre ich Weite, Freiheit und eine ganz tiefe Ruhe. Nicht umsonst habe ich ein Jahr in Schweden gelebt, wo ich dieses Gefühl sehr deutlich spüre. Und das scheine ich als Kind schon geahnt zu haben.
- Die ganz große Liebe: Anne und Jess sind einfach ein Traumpaar. Was gibt es also Schöneres für ein junges Mädchen? Sie hatten sich gefunden und waren glücklich und sympathisch – und deswegen liebte ich diese Bücher!
Bd. 1: Das Leben wird schöner, Anne!
Bd. 2: Anne und Jess
Bd. 3: Anne, der beste Lebenskamerad
Aktuell sind die Bände in einer Sonderauflage als Sammelband beim Schneider Verlag lieferbar.